Doch hinter der Fassade des erfolgreichen WWE-Champions
versteckten sich Selbstzweifel, Panikattacken und ein harter Kampf um die
eigene Identität. In
What’s
Your Story? mit Stephanie McMahon sprach Randy Orton über die
schlimmste Zeit seines Lebens.
Identitätskrise nach der Verletzung
Eine Rückenverletzung warf den 45-Jährigen vor drei Jahren
aus der Bahn. Monatelang kämpfte er nicht nur mit Schmerzen, sondern auch mit
sich selbst.
„Ich war etwa eineinhalb Jahre raus [aus dem Wrestling] und
dachte mir: ‚Das ist meine Identität. Das bin ich. Das ist das Einzige, was ich
gut kann und wofür ich Respekt bekomme. Und jetzt kann ich es nicht mehr
ausüben.“
Ein halbes Jahr lang ging er davon aus, dass seine Karriere
zu Ende sei. In dieser Zeit begannen die Panikattacken.
Die Symptome traten schleichend auf, wurden aber schnell zur
täglichen Belastung. „Ich fing an, mir selbst den Kopf zu zerbrechen. Das war,
nachdem ich [meine Ehefrau] Kim kennengelernt hatte. Ich hatte drei Stiefsöhne
und zwei Töchter. Es wurde einfach zu viel“, offenbarte er.
Nächte voller Angst
„Eigentlich will ich gar nicht so sehr ins Detail gehen,
aber scheiß drauf. Was soll’s? Wir sind alle Menschen! Ich hatte Panikattacken.
Es fiel mir immer schwerer, zu fliegen und in fremden Betten zu schlafen. Ich
lag die ganze Nacht wach, es war wirklich hart.“
„In dieser Zeit geriet ich an einen dunklen Ort. Ich begann, einige meiner alten Gewohnheiten wieder anzunehmen."
- Randy OrtonZunächst versuchte Orton, seine Ängste zu verstecken.
Doch
irgendwann konnte er die Symptome nicht mehr ignorieren. Schlaflose Nächte,
Kreislaufprobleme und das Gefühl, den eigenen Körper nicht mehr unter Kontrolle
zu haben, bestimmten seinen Alltag.
„In meinem Kopf spielten sich alle möglichen Szenarien ab,
die schlimmsten Dinge. Ich versuchte abends ins Bett zu gehen, konnte mich aber
nicht hinlegen, weil meine Gedanken anfingen zu rasen. Dann wurde mir plötzlich
heiß und ich musste aufstehen. Dann dachte ich: Alle schlafen im Haus, also
gehe ich im Garten spazieren und atme tief durch.“
Der Wendepunkt
Seine Frau Kim bemerkte die Veränderung. Sie ermutigte ihn,
sich ärztliche Hilfe zu holen. Die Behandlung begann mit der Verschreibung von
SSRI (Selektive Serotonin-Rückaufnahmehemmer). Dabei handelt es sich um
Medikamente, die vorwiegend zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen
eingesetzt werden.
Der 45-Jährige nahm sie, obwohl es sich anfangs nicht
richtig anfühlte. „Ich weiß nicht, ob die Medikamente jemals gewirkt haben. Ich
fühlte mich jedenfalls nicht mehr wie ich selbst.“ Trotzdem nahm er sie weiter
ein, um den Panikattacken zu entkommen. Vorerst ohne große Wirkung.
Er ergänzte: „Ich kann nicht glauben, dass ich darüber
spreche. Ich wusste einfach nicht, ob ich diesen Job noch machen kann. Selbst
dann nicht, als ich bereits zurückgekehrt war.“
Parallel zur medikamentösen Behandlung traf er auf „eine
ganz hervorragende Ärztin“, die ihm praktische Werkzeuge an die Hand gab, um
mit der Angst umzugehen. Der Durchbruch!
Nach mehreren Jahren unter Medikation ist die „Viper“ heute
wieder stabil. Seit rund sechs Monaten ist Randy frei von Medikamenten und
Symptomen: „Offen gesagt hatte ich seit sechs Monaten keine Panikattacke mehr!“
Randy Orton über Selbstzweifel
Die Frage, ob er sich selbst liebe, konnte der 14-fache
World Champion nicht eindeutig beantworten.
„Ich würde gern Ja sagen. Aber … tut das überhaupt jemand?
Ich weiß es nicht“, sinnierte er. „Sich selbst lieben – was soll das heißen?
Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt an dem Punkt bin, um über so etwas
reden zu können.“
Er sprach über Denkweisen, die ihn lange blockiert hätten.
Glück habe für ihn immer an Bedingungen gehangen. An Dingen, die erst erledigt
sein mussten, bevor er zur Ruhe kommen konnte.
„Es war immer so: Ich kann erst glücklich sein, wenn dieses,
jenes und das erledigt ist.“
Mittlerweile versuche er, anders zu denken. Er versucht,
nicht mehr alles aufzuschieben, sondern im Alltag anzukommen: „Du musst einen
Weg finden, jeden Tag für sich zu nehmen. Einen nach dem anderen.“
Dabei helfe ihm die Konzentration auf seine direkte
Umgebung. „Wenn alle in meinem Umfeld – insbesondere meine Familie – okay sind,
dann brauche ich mir keinen Stress zu machen.“
Vom Problemboy zum Vorzeigeschüler
Über Jahre hinweg galt Randy Orton bei WWE als Enfant
terrible. Backstage war er berüchtigt für seine Launen, sein Ego und seine
Wutausbrüche. Heute blickt er auf diese Phase mit Schonungslosigkeit zurück.
„Ich war wahrscheinlich der unsicherste Typ im ganzen Gebäude. Und so bin ich
damit umgegangen.“
„Ich war ein Arschloch – und kann es immer noch sein.“
- Randy OrtonDieses innere Ungleichgewicht zeigte sich im Umgang mit
Kollegen. Er gab zu, sich respektlos verhalten zu haben, ohne sich dessen immer
bewusst zu sein. An manche Situationen erinnert er sich erst, wenn andere sie
ihm wieder ins Gedächtnis rufen.
„Gelegentlich erzählt einer der Jungs eine Geschichte, zum
Beispiel Edge nach seinem Comeback. Und ich merke, wie ich mich schäme. Sie
sagen: ‚Weißt du noch, was damals vorgefallen ist?‘“ Und ich antworte: ‚Nicht,
bis du mich gerade daran erinnert hast‘“, schmunzelte er.
Heute bemüht er sich um einen bewussteren Umgang mit
Menschen. Wenn er überreagiert hat, spricht er es an. Die Verantwortung dafür
nimmt er nicht mehr auf die leichte Schulter.
„Sorry, da habe ich wohl einen Fehler gemacht“ – so ein Satz
wäre ihm früher nicht über die Lippen gekommen. Heute habe er damit aber keine
Probleme mehr.
Als Vater ein Vorbild
Ihm gehe es nicht nur um Einsicht, sondern auch darum, ein
Signal zu setzen. Gerade im Beisein seiner Kinder. Dabei helfe ihm auch die
Erinnerung an seinen eigenen Vater. Er berichtete, wie er als Kind miterlebte,
wie sein Vater Bob Orton immer wieder wütend wurde. Und das oftmals vollkommen
grundlos.
Dies wolle er bei seinen eigenen Kindern vermeiden. Sie
sollten ihn nicht in solchen Momenten erleben: „Ich möchte nicht, dass meine
Kinder jemals sehen, wie ich jemanden anschreie, der es nicht verdient hat.“
Tatsächlich zeigt sich der geläuterte Randy Orton heute von
seiner besten Seite. Und die Fans lieben ihn dafür! Dass der WWE-Star mit sich
und seiner Umwelt im Reinen ist, zeigte sich auch im weiteren Verlauf des
Gesprächs. Du kannst es dir hier in voller Länge anschauen:
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