Und später auf der
ganzen Welt. Abmachungen
aus der Vergangenheit interessierten ihn dabei nicht sonderlich.
Der Bruch
mit der Vergangenheit
Im Gegensatz
zu vielen Konkurrenten hatte McMahon die Zeichen der Zeit nämlich sehr früh
erkannt: In den kommenden Jahren würde das Kabelfernsehen zunehmend an
Bedeutung gewinnen und den regionalen Fernsehsendern die Kundschaft abgraben.
Sein
„Sports-Entertainment“ sollte Teil der modernen Popkultur werden. Als
Aushängeschild hatte er einen Mann auserkoren, der bereits für seinen Vater als
Bösewicht in den Ring gestiegen war: Hulk Hogan.
Er war der
perfekte Mann für Vince McMahons große Vision: muskulös, laut, charismatisch. Der
Mann aus Tampa, Florida, wurde zum Gesicht des neuen „Sports-Entertainment“.
Ein neuer Star für ein neues
Wrestling
Beflügelt durch seinen Auftritt in
Rocky III hatte sich der blonde Hüne in der American Wrestling Association (AWA)
inzwischen zum unumstrittenen Publikumsliebling gewandelt. Kurios: Weil Hogan
das Filmangebot unbedingt annehmen wollte, hatte ihn McMahon senior einst
gefeuert.
Der Sohn erkannte den Fehler und
machte ihm 1983 ein verlockendes (Geheim-)Angebot. Der Umworbene musste nicht
lange überlegen. Während AWA-Boss Verne Gagne ihm die lukrative
Titelregentschaft verweigerte, wollte McMahon ihn zu seinem größten
Aushängeschild machen.
Das Konzept ging auf: Am 23.
Januar 1984 entthronte Hulk Hogan den amtierenden
WWE-Champion Iron Sheik im
Madison Square Garden und startete einen legendären Erfolgslauf.
Hulk Hogan wird zur Popkultur-Ikone
Der damals 30-Jährige wurde zum
Mittelpunkt einer Bewegung, die weit über den Ring hinausgehen sollte. Die
Verbindung von Wrestling und Popkultur nahm Fahrt auf und traf genau den Nerv
der Zeit.
MTV, die neue Kraft im Musikfernsehen, wurde
der ideale Partner für die sogenannte „Rock ’n’ Wrestling Connection“. Die
Verbindung von Musik und Wrestling. Oder eben „Sports-Entertainment“.
Eine große Rolle spielte dabei
Cyndi Lauper, einer der angesagtesten Popstars jener Zeit. Sie half dabei, den
Wrestling-Boom in die Schlagzeilen der Popkultur zu bringen.
Viele junge Fans lernten den
Hulkster erstmals kennen und folgten ihm. Getreu dem Motto: „Immer brav
trainieren, Vitamine essen und beten.“
Der blonde Muskelberg mit dem
Schnauzbart war plötzlich überall: auf dem Cover von Sports Illustrated
(als erster Wrestler überhaupt), in derTonight Show, im People
Magazine. Mit Hulk Hogan’s Rock ’n’ Wrestling gab
es sogar einen eigenen Cartoon. Man sprach vom „unsterblichen“ Hulk Hogan.
Der Weg zu WrestleMania
Im Ring sprengte die Fehde mit „Rowdy“
Roddy Piper die Grenzen. Und sie bereitete den Weg für WrestleMania. Als Vince McMahon 1985 das Konzept ins Leben
rief, setzte er alles auf eine Karte. Sollte die Show floppen, wäre das
finanzielle Aus wohl besiegelt gewesen. Doch das Risiko machte sich bezahlt.
Der Main Event der ersten WrestleMania:
Hulk Hogan und Mr. T gegen Roddy Piper und Paul Orndorff. Mit dem großen Muhammad
Ali als Special Enforcer. Ein Spektakel, wie es das Wrestling zuvor nicht
gesehen hatte.
Der Erfolg stellte viele traditionelle
Promotions vor unlösbare Probleme. Während McMahon mit überlebensgroßen Stars
auf Angriff schaltete, hielten die etablierten Territorien an ihrem alten
System fest. Rasch gerieten sie ins Hintertreffen.
Viele Promoter hatten dem
Medienhype nichts entgegenzusetzen. In den Folgejahren gaben etliche
Konkurrenten auf oder wurden von McMahon übernommen. Lediglich Jim Crockett
Promotions konnte sich vorübergehend behaupten, bevor auch dort das Geld knapp
wurde.
WrestleMania III wird zum
Mythos
Zwei Jahre später wurde die WWF
(heute WWE) mit WrestleMania III auf ein neues Level gehoben. Offiziell
kamen über 93.000 Zuschauer in den Pontiac Silverdome, um Hulk Hogan gegen
André The Giant zu sehen. Andere Quellen sprechen von knapp 78.000 Besuchern, aber das wäre immer noch eine erstaunliche Zahl.
Alle wollten den Legrop sehen, den Finisher des Champions. Doch die Fans bekamen noch mehr: den wohl berühmtesten Bodyslam in einem der legendärsten WWE-Momente aller Zeiten. Den sollte uns Vince McMahon noch Jahre und jahrzehntelang immer wieder zeigen.
Übrigens: Einige Monate zuvor hatte ein Käfig-Match zwischen dem WWE-Champion und Paul Orndorff im kanadischen Montreal knapp 64.000 Menschen ins Exhibition Stadium gelockt.
Hulkamania auf dem Zenit
Das
WrestleMania-Rückmatch zwischen dem Hulkster und dem Riesen wurde Monate später
im Rahmen von
The Main Event im US-Fernsehen auf NBC ausgestrahlt und
brach alle Rekorde. Rund 33 Millionen Menschen (andere Quellen sprechen von immer noch
beeindruckenden 28,6 Millionen) schalteten ein, um zu sehen, wie
André überraschend triumphierte.
Schritt für Schritt erhöhte WWE die Anzahl der Großereignisse. So wurden die
Survivor Series, der
SummerSlam und der
Royal Rumble ins Leben gerufen. Zudem strahlte NBC regelmäßig die Specials
Saturday Night’s Main Event aus. Dabei stand die rot-gelbe Legende so gut wie immer im wichtigsten Match.
Lange Zeit
ritten der Hulkster und McMahon auf einer Erfolgswelle. Merchandise-Zahlen,
Pay-Per-Views und Arenashows erreichten neue Höhen. Es gab fast täglich eine
WWE-Veranstaltung, manchmal auch mehrere.
Anfang der Neunzigerjahre geriet die Maschinerie jedoch ins Wanken. Das Interesse am Produkt nahm ab, die Zuschauerzahlen sanken. Das Vertrauen in die Marken WWE und Hulk Hogan wurde durch Skandale und (selbst verschuldete) PR-Albträume massiv beschädigt.
Vom Helden
zum Feindbild: „You fans can stick it!“
Im Jahr 1994 tauchte die WWE-Ikone überraschend bei World Championship Wrestling (WCW) auf. Dem größten Konkurrenten, der aus Jim Crocket Promotions hervorgegangen war. Wrestling-Legende Ric Flair hatte diesen Coup eingefädelt, indem er den Kontakt zu WCW-Macher Eric Bischoff herstellte.
Dort sorgte der Hulkster 1996 erneut für eine Wrestling-Revolution. Beim Bash at the Beach
stellte er sich an die Seite der Bösewichter Scott Hall und Kevin Nash. Es war
die Geburtsstunde New World Order (nWo). Aus Hulk Hogan wurde Hollywood Hogan.
Nach Jahren
als Symbolfigur für das Gute verkörperte er plötzlich das genaue Gegenteil. Das
Wrestling-Geschäft hatte sich erneut gedreht.
Aber das ist
eine andere Geschichte.
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