Der „Hitman“ sprach ganz offen über
Machtmissbrauch, kreative Stillstände und verlorenes Vertrauen.
„Das ist unentschuldbar!“
„Ich glaube, Vince McMahon mutierte zu einem Raubtier. Er
hat das Wrestling als Kulisse für all seine bösen Machenschaften benutzt“,
sagte der 67-Jährige.
Trotz ihrer gemeinsamen Geschichte ließ Hart keine
Relativierung zu: „In vielerlei Hinsicht habe ich großen Respekt vor ihm. Aber
das, was vorgefallen ist, ist unentschuldbar. Dafür gibt es keinen Platz.“
Hintergrund: Seit Januar 2024 läuft eine Klage gegen
McMahon, in der eine frühere WWE-Mitarbeiterin schwere Vorwürfe erhebt.
Dazu
zählen mutmaßliche sexuelle Übergriffe, Schweigegeldzahlungen und sogar
Menschenhandel. McMahon wies alle Vorwürfe zurück.
Zu viel Macht?
Hart würde das Geschehene am liebsten künstlerisch
verarbeiten: „Ich sollte das alles auf einer Tafel zeichnen. John Laurinaitis
und das arme Mädchen. Sie sollten sich alle schämen! Das ist einfach
schrecklich.“
Hart sieht in McMahons Fall ein größeres Problem: „Zu viel
Geld kann dich zu einem schlechten Menschen machen!“ Die absolute Macht, die
McMahon über Jahrzehnte in der Wrestling-Welt innehatte, habe ihn korrumpiert.
Toxisches Arbeitsumfeld
Auch das Arbeitsumfeld unter McMahon kritisierte Hart
deutlich. Von mehreren aktiven WWE-Talenten habe er gehört, wie belastend
McMahons Führungsstil zuletzt gewesen sei.
„Vince war irgendwann nur noch ein Hindernis, um Dinge umzusetzen. Er wurde geradezu zum Tyrannen. Er war mit allem unzufrieden, was die Leute gemacht haben."
- Bret HartMcMahon habe immer wieder Pläne umgeworfen und abgeändert,
selbst mitten in der Live-Show. Inzwischen sehe es allerdings ganz anders aus.
„Viele [aktuelle Wrestler] haben mir gesagt: Seitdem er weg ist,
herrscht Ruhe. Das Geschäft läuft erfolgreicher und alle haben eine bessere
Einstellung", offenbarte er.
In Harts Augen war McMahon am Ende schlichtweg ausgelaugt:
„Vince hat sich womöglich selbst ausgebrannt. Wie viele Storyline-Ideen kann
ein Mensch überhaupt haben?”
Ein McMahon-Comeback? Ausgeschlossen!
Etwaige Gerüchte über eine Rückkehr seines Ex-Chefs sieht
Hart skeptisch: „Nur, wenn er ein anderes Unternehmen kauft. Geld wäre bestimmt
genug vorhanden. Ich habe gehört, dass er und Hulk Hogan vielleicht ein
Wrestling-Unternehmen gründen wollen. Aber ich glaube nicht, dass das
funktionieren würde.“
Interessant waren auch Harts Ausführungen über den
Unterschied zwischen dem Wrestling seiner Jugend und heute. Vater Stu Hart habe
demnach bereits in den 1980ern das Konzept entwickelt, das später die Grundlage
für WWE Raw bildete.
Der "Hitman" zählt zu den ikonischsten Wrestling-Stars überhaupt
WWE hat die Authentizität verloren
„Mein Vater hat im Grunde das gemacht, was später Monday
Night Raw wurde. Eine aufgezeichnete Live-Show, die Freitagabend produziert und
Samstagmorgen ausgestrahlt wurde – mit Interviews zwischen den Matches“,
erinnerte sich der „Hitman“. „Genau das hat Vince McMahon mit Raw übernommen:
90 Minuten Live-Wrestling, unterbrochen von Promos.“
Dabei betonte Hart die größere Authentizität von Stampede
Wrestling in Calgary: „Wenn ich mir heute ein Match von mir gegen Leo Burke
oder jemand anderen aus der Stampede-Zeit anschaue, wirkt das einfach echter.“
Hat Bret Hart recht? Hier könnt ihr euch selbst ein Bild
machen:
Diese Authentizität fehle ihm derzeit. Erst kürzlich
bezeichnete
er die aktuelle Generation der Wrestler als „Schauspieler“. Seine jüngsten
Aussagen untermalen diese Kritik noch einmal deutlich.
Erinnerungen an die Fehde mit Jerry Lawler
Eine rührende Anekdote erzählte Hart über seine Eltern und
deren Reaktion auf Lawlers berüchtigte Beleidigungen. 1993 lieferte sich der
„King of Memphis“ eine erbitterte Rivalität mit dem Kanadier.
Dabei schreckte
er auch nicht davor zurück, die Familie in den Schmutz zu ziehen.Während sich Bruder Owen Sorgen machte, dass Lawler zu weit
gehen könnte, waren die Eltern selbst entspannt.
Bret: „Wir gingen ins Büro
meiner Eltern. Sie haben Tränen gelacht! Meine Mutter sagte: ‚Oh, dieser Jerry
Lawler.‘ An ihrer Reaktion konnten wir erkennen, dass sie mehr Spaß daran
hatten als alle anderen.“
„Ich vermisse meinen Bruder sehr“
Am Ende des Interviews wurde Bret auch auf seinen
verstorbenen Bruder angesprochen. Der Verlust bleibt präsent. Genauso wie sein
Vermächtnis: „Ich vermisse meinen Bruder Owen sehr. Aber sein Vermächtnis ist
nie verblasst. Die Leute erinnern sich an ihn – und das werden sie immer tun.“
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