Undertaker: Abschied bei der WWE Survivor Series - (c) 2020 WWE. All Rights Reserved.
Undertaker: Abschied bei der WWE Survivor Series - (c) 2020 WWE. All Rights Reserved.

Waren die Wrestler früher härter? Der Undertaker hat mit einem Kommentar kürzlich Diskussionen ausgelöst – und versucht jetzt einzulenken. Die Klarstellung vom Deadman! (PW+)

„Das Produkt hat sich so stark verändert. Es ist weich geworden. Vieles wirkt zu geschönt. Es fehlt an Substanz.“ Mit diesen Aussagen hat der Undertaker Anfang des Jahres Diskussionen ausgelöst. Im Gespräch mit Podcast-Millionär Joe Rogan erklärte der WWE-Dauerbrenner seine Unzufriedenheit mit dem Wrestling von heute. Das sei ihm nicht mehr hart genug. In Schutz nahm der 56-jährige die Entwicklung bei NXT. Hier würde Triple H versuchen, einen Schritt zurückzumachen, um wieder das Wrestling so wie früher präsentieren zu können.

NXT-Chef Triple H äußerte im Vormonat in Power-Wrestling Verständnis für den Standpunkt: „Das Business ist stets im Wandel, Dinge verändern sich. Taker ist jemand, der seine ehrliche Meinung immer klar formuliert. Er beschreibt das Problem aus seiner Sicht, bringt aber auch immer Vorschläge, wie sich das Geschäft in eine bessere Richtung entwickeln kann. Er ist offen für alles. Seine Aussagen sind immer mit der besten Intention und dem Verlangen versehen, die Verbesserung hinzubekommen.“

Die Kritik kam bei einigen aktuellen Superstars unglücklich an – und konnte so verstanden werden, dass die Wrestler von heute nicht mehr so hart arbeiten müssten wie die Aktiven aus früheren Generationen. Was stimmt: Heutzutage absolvieren die Stars nicht mehr ganz so viele Live Events pro Jahr wie ihre Vorgängergenerationen. Allerdings sind dagegen die Ansprüche auch gestiegen, was gerade die ganz großen Matches angeht.

„ICH HABE NICHT DIE TALENTE SCHLECHTGEMACHT“

Der Undertaker wollte nicht falsch verstanden werden und hat im Gespräch mit „Sports Illustrated“ im April eingelenkt: „Ich habe nicht unsere Talente schlechtmachen wollen. Zu was sie körperlich in der Lage sind, hätte ich mir damals zu meiner Zeit nicht vorstellen können. Ich habe großen Respekt vor unserem Kader, aber ich komme aus einer anderen Zeit. Mein Standpunkt, den ich ausdrücken wollte: Es war damals eine harte Zeit. Ich weiß noch, wie Triple H ursprünglich zu uns kam und er schockiert war, dass meine Wrestling-Stiefel von schwarzem Isolierband zusammengehalten wurden.

Es war einfach eine andere Zeit. Wir hatten damals nicht mal Trainerpersonal mit dabei, als wir unterwegs waren. Und wenn deine Ringkleidung riss, dann hast du sie entweder kaputt getragen oder hast versucht, sie selbst zu reparieren. Ich bin stolz auf die Weiterentwicklung unseres Geschäfts. Die gesamte Industrie hat sich so sehr weiterentwickelt. Das ist ein Zeichen für den Erfolg und wie weit wir es gebracht haben.“

The Undertaker - Foto: (c) 2020 WWE. All Rights Reserved.
The Undertaker – Foto: (c) 2020 WWE. All Rights Reserved.

„ES FÜHLTE SICH OKAY AN – BIS ZUM ERSTEN FEUERWERK!“

Undertakers Interview mit „Sports Illustrated“ kam für die WWE-Legende in einer besonders bewegenden Zeit seines Lebens. Nur wenige Tage zuvor waren erstmals wieder zehntausende Fans bei einem WWE-Event anwesend. Doch es war die erste WrestleMania seit Mark Calaway seinen Ruhestand vom Pro-Wrestling verkündet hat.

Deshalb war das Phenom, das 1991 zum ersten Mal auf der größten WWE-Bühne auftrat, nicht zu sehen. Und das nach 21 Siegen in Folge, der historischen Niederlage gegen Brock Lesnar im Jahr 2014, sowie fünf weiteren Auftritten bis zum einzigartig inszenierten Boneyard Match gegen AJ Styles vor einem Jahr.

Dieses Jahr erlebte der Taker WrestleMania jedoch wie Millionen Fans weltweit – daheim auf dem Sofa. Mit Justin Barrasso sprach der Taker darüber, wie es war, das Event nur noch als Außenstehender zu erleben.

„Ich fühlte mich gut. Bis die erste Runde an Feuerwerk losging“, so Calaway. „Glücklicherweise war ich Zuhause, das hat es etwas leichter gemacht. Aber als die Show an mir vorbeizog und ich zuschaute, dachte ich immer wieder: ‚Du solltest dort sein.‘“

Undertakers Abwesenheit war nach dem Rücktritt bei der Survivor Series im November die konsequente Entscheidung. Und dennoch musste er erst einmal damit klarkommen, nicht für die Show gebucht worden zu sein.

„JETZT HAT DIE NÄCHSTE GENERATION DIE ZÜGEL IN DER HAND!“

„Das musste ich erst einmal verarbeiten“, erklärte der Taker. „Das ist etwas schwierig, sobald WrestleMania bevorsteht. Ich machte mir Gedanken, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. So große Teile meiner Geschichte drehen sich um WrestleMania. Es hat an meinen Gefühlen gezerrt, jetzt nur noch Zuschauen zu können. Aber es war jetzt an der Zeit, beiseite zu treten. Jetzt soll die nächste Generation die Zügel in die Hand nehmen und ihren Weg gehen.“

WrestleMania 37 hat damit einen Umbruch eingeleitet. Neben dem Undertaker kamen auch andere Stars aus einer früheren Generation nicht zum Zug: John Cena, Brock Lesnar oder Triple H fehlten ebenso wie das „Phenom“.

Dennoch ist nur schwer vorzustellen, dass der Undertaker niemals mehr bei WrestleMania zu seiner legendären Musik die Rampe hinunterlaufen wird – selbst wenn er kein Match mehr bestreitet. In diesem Jahr hat Mark Calaway nach seinem Rücktritt aber erst einmal Abstand von der Bühne gewinnen müssen, die seine Karriere und sein Leben maßgeblich geprägt hat.  

Undertaker: Abschied bei der WWE Survivor Series - (c) 2020 WWE. All Rights Reserved.
Undertaker: Abschied bei der WWE Survivor Series – (c) 2020 WWE. All Rights Reserved.

„DIE FANS HABEN DEN UNDERTAKER-CHARAKTER AUFGEBAUT“

WrestleMania hin oder her – am Ende bleibt bei Mark Calaway große Dankbarkeit für das Erreichte. Und das führt er in erster Linie auf die Unterstützung durch sein Publikum zurück: „Wrestling-Fans sind extrem loyal. Meine Fans haben mich über meine gesamte Reise hinweg begleitet. Das fühlt sich für mich total besonders an. Sie haben die Anerkennung verdient: Sie waren ausschlaggebend dafür, dass der Undertaker-Charakter aufgebaut und am Leben gehalten werden konnte. Das habe ich nie für selbstverständlich erachtet.“

Calaway verwies in diesem Zusammenhang auch auf die teils hohen finanziellen Entbehrungen seines Publikums. Ob für Tickets oder Pay-Per-Views, jeder müsse hart für sein Geld arbeiten: „Die Leute haben sich entschieden, ihr hart verdientes Geld für WWE und den Undertaker als ihre Form der Unterhaltung auszugeben.“ Diese fortwährende Unterstützung über drei Jahrzehnte habe ihn demütig gemacht. Der Undertaker hat seine Fans nicht vergessen.