Die Enthüllungen im Sex- und Schweigegeld-Skandal um Vince McMahon haben den langjährigen WWE-Boss im Juli zum Rücktritt bewegt.
Doch jetzt gibt es Spekulationen über Pläne eines Wrestling-Comebacks des 77-jährigen. Das berichtet das „Wall Street Journal“ am Dienstag. Gleichzeitig stehen neue Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs im Raum.
Ein Fall, der laut des „WSJ“ derzeit von den Anwälten verhandelt wird, dreht sich um Rita Chatterton. Sie arbeitete Mitte der Achtziger unter dem Namen „Rita Marie“ als erste Ringrichterin für die damalige World Wrestling Federation (die heutige WWE).
Chattertons Geschichte: Vince McMahon soll von der heute 65-jährigen im Juli 1986 in einer Limousine Oralsex verlangt haben. Als Gegenleistung habe ein hoch dotierter Vertrag von 500.000 US-Dollar gewunken. Als Chatterton sich weigerte, habe McMahon sie vergewaltigt.
Den Vorfall vertraute die junge Frau einigen wenigen Kollegen an. Darunter Leonard Inzitari, der damals unter dem Namen „Mario Mancini“ regelmäßig als Jobber für TV-Aufzeichnungen gebucht wurde. Inzitari und Chatterton kannten sich bereits aus einer Wrestling-Schule, die beide zur selben Zeit besucht hatten. Chatterton soll ihm bereits damals im Detail den Vorfall mit McMahon geschildert haben. (In diesem im Sommer erschienen Artikel gibt Inzitari das Gespräch von damals detailliert wieder.)
Die Geschichte erzählte Chatterton, die nach 1986 nicht mehr von WWE als Ringrichterin gebucht wurde, sechs Jahre später in einer Talkshow.
Die geschasste Ringrichterin stellte 1993 dann finanzielle Forderungen an McMahon. Die damalige WWF verteidigte sich damit, Chatterton wolle lediglich ein persönliches Anliegen austragen. WWE habe Chatterton deshalb abgesetzt, weil sie eine Gefahr für sich selbst und andere im Ring dargestellt habe. Die Missbrauchsvorwürfe wurden vehement abgestritten.
Jetzt liegt dem „Wall Street Journal“, das im Sommer die ersten Enthüllungen um McMahon veröffentlichte, ein Brief an die Anwälte des Ex-Wrestling-Chefs vor: Chattertons Rechtsbeistand fordert 11,75 Millionen US-Dollar als Schadensersatz.
Während der Chatterton-Fall in der Szene längst bekannt war, hat das „WSJ“ im Artikel auf einen weiteren, der Öffentlichkeit bisher unbekannten Fall hingewiesen. Demnach habe sich bereits im Juli die frühere Mitarbeiterin eines Spa-Salons bei den McMahon-Anwälten gemeldet und Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs erhoben, der sich 2011 in Südkalifornien abgespielt haben soll.
Die Frau soll den Vorfall bereits damals an das Management des Edel-Resorts, für das sie tätig war, gemeldet haben. Auch ihrem Ehemann habe sie davon erzählt. Der Mann soll sich dann ins Auto gesetzt haben und sei - mit einem Baseball-Schläger bewaffnet - zu einem WWE-Event gefahren, für den McMahon in der Stadt war. Der Mann habe dann aber nicht die Möglichkeit gehabt, McMahon zu konfrontieren.
McMahon soll in beiden Fällen nicht bereit sein, auf finanzielle Forderungen einzugehen.
Im Sommer hatten die Enthüllungen um mehrere Schweigegeld-Zahlungen in Höhe von über 12 Millionen US-Dollar den damaligen WWE-Geschäftsführer und -Vorstandsvorsitzenden Vince McMahon getroffen. Auch die fehlerhaften Buchungen dieser Zahlungen (McMahon wollte sie privat vertuschen, dabei mussten sie aber als Ausgaben des börsendotierten Unternehmens deklariert werden), führten dazu, dass McMahon im Juli nach rund 40 Jahren im Amt seinen Hut nahm.
Seitdem werden die WWE-Geschäfte von Vinces Tochter Stephanie und dem Top-Manager Nick Khan geführt. Vince McMahon hält weiterhin 81 Prozent der Stimmrechtsaktien und kann sich darüber theoretisch jederzeit wieder ins Tagesgeschäft des Unternehmens manövrieren.
Und genau darüber denkt McMahon konkret nach, wie das „WSJ“ berichtet.
Vince habe Personen in seinem Umfeld mitgeteilt, er sei mit der Entscheidung zum Rücktritt von ihm nahestehenden Personen schlecht beraten worden. Er glaube, die Anschuldigungen und Untersuchungen wären mit der Zeit an ihm vorbeigezogen, selbst wenn er seinen Sessel im Juli nicht geräumt hätte.
Comebacks gehören bekanntermaßen zum Wrestling dazu. Sollte ausgerechnet Vince McMahon nun beabsichtigen, in seine aktive Entscheider-Rolle bei WWE zurückzukehren, würde das so manche kuriose Entwicklung aus den vergangenen Monaten toppen.
McMahon könnte damit allerdings einem seiner berühmtesten Slogans treu bleiben: „Anything can happen in WWE!“
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