WWE-Backstage-Besuch: Was wollte CM Punk bei Raw?

Diese Nachricht wirkte im ersten Moment wie ein verspäteter April-Scherz. AEW-Superstar stattete am Montag in Chicago ausgerechnet den WWE-Kollegen ein Besuch ab. 

CM Punk im Backstage-Bereich bei Raw? Das wollten zuerst viele WWE-Mitarbeiter nicht glauben. 

Doch tatsächlich: Der AEW-Star kam am Montagnachmittag, einige Stunden vor der Live-Sendung, zu Besuch in die Allstate Arena. Und seitdem fragen sich Fans wie WWE-Wrestler und -Mitarbeiter: Was genau wollte er damit bezwecken? 

Punk traf Raw-Wrestler auf Flug aus Florida 

Wie mehrere US-Medien berichten, begann das Wiedersehen von CM Punk mit WWE bereits am Montagvormittag auf einem Flug aus Florida. Demnach war der 44-jährige unter anderem wegen seines Kommentatorenjobs für die MMA-Liga „Cage Fury Fighting Championships“ im Sonnenscheinstaat zu Gast. Auf seinem Flug nach Chicago traf er zufällig einige alte WWE-Kollegen, die für Raw nach Chicago reisten. 

Wie „PWInsider“ berichtet, scheint hier die Idee entstanden zu sein, der WWE-Besetzung einen Besuch abzustatten. Einige Wrestler-Kollegen brachten ihn in den Backstage-Bereich der Halle, wo sich Punk in einem „öffentlichen Raum“ – also auf den Gängen und nicht hinter verschlossenen Türen – aufgehalten haben soll. 

Punks Erscheinen bei WWE war offensichtlich aus mehreren Gründen brisant. Zum einen wegen seiner aktuellen beruflichen Verbindung zu AEW, zum anderen wegen seiner eigenen – vorsichtig ausgedrückt – nicht ganz unproblematischen Vergangenheit mit WWE und dem Top-Management der Firma. 

Beobachter bekamen unter anderem ein Gespräch zwischen Punk und The Miz mit – zwei Männer, zwischen denen in der Vergangenheit größere Probleme bestanden. Wie es heißt, unterhielten sich die früheren Wrestling-Rivalen für eine Weile – und die Animositäten aus früheren Zeiten waren vergessen. Generell sollen diejenigen, die Punk trafen, herzlich mit ihm umgegangen sein.

Die Begegnung mit Paul Levesque 

Der interessanteste Moment kam, als Paul Levesque (Triple H) dem ungebetenen Besucher über den Weg lief. Punk hatte nach seinem Abgang im Frühjahr 2014 nur wenig Gutes über Levesque zu erzählen gehabt. „PWInsider“ schrieb zu dieser Begegnung die nur ein bis zwei Minuten dauerte:

„Jemand, der die Interaktion gesehen hat, berichtet, dass die beiden sich die Hände schüttelten und Punk fragte, ob sein Besuch okay wäre und ob Levesque Zeit habe, sich kurz zu unterhalten. Levesque soll gesagt haben, er müsse sich vergewissern, dass es mit dem ‚Big Guy‘ in Ordnung sei.“ 

Mit dem „Big Guy“ war natürlich (der nicht in Chicago anwesende) Vince McMahon gemeint, den Levesque mutmaßlich kurz darauf kontaktierte.

Zu einem weiteren Treffen zwischen beiden Männern soll es nicht mehr gekommen sein. Vielmehr wurde Punk wenig später – etwa 20 Minuten nach seinem Erscheinen im Backstage-Bereich – von Security gebeten, das Gebäude zu verlassen. Die Vermutung lag also für einige nahe, McMahon habe dazu die Anordnung gegeben. Punk soll der Bitte ohne Einwand nachgekommen sein. 

Dabei muss der Rauswurf nicht mal wegen persönlicher Animositäten passiert sein. Vielmehr sendete die Gesamtsituation ein merkwürdiges Bild, hätte WWE plötzlich den Topstar eines Konkurrenzprodukts als Gast akzeptiert. Im schlimmsten Fall könnte es von der Gegenseite so ausgelegt werden, als würde WWE um CM Punks Dienste buhlen. Eine rechtlich problematische Gemengelage.

Will CM Punk seine WWE-Verbindung reparieren? 

War CM Punks Aktion, bei WWE in Erscheinung zu treten, ohne Hintergedanken?

Dem medienerfahrenen Wrestler dürfte klargewesen sein, dass dieser Besuch kein Geheimnis bleiben würde. Ohne die bestehende AEW-Verbindung – der Vertrag zwischen Punk und der Wrestling-Liga scheint noch für eine längere Zeit zu laufen – hätte man diesen Move so verstehen können, als wollte der frühere WWE-Champion seine Beziehung zu seinem alten Arbeitgeber wiederherstellen.

Die Schlagzeilen kommen auch deshalb zu einem auffälligen Zeitpunkt, weil seit einigen Tagen über das nächste AEW-Comeback von CM Punk spekuliert wird. Nun könnte von der WWE-Seite die Aktion als „Publicity Stunt“ gesehen werden, um Punk vor den anstehenden Schlagzeilen um AEW ins Gerede zu bringen. Realistisch betrachtet dürfte die Geschichte aber kaum einen Unterschied machen, sollte bald eine neue AEW-Show angekündigt werden, für die Punk als wichtigster Name gehandelt wird. 

So bleibt die Frage, ob das AEW-Management (also Tony Khan) im Vorfeld von Punks WWE-Besuch wusste. Fast jeder (oder auch jeder inkl. Khan) der AEW-Seite dürfte von CM Punks Erscheinen im Backstage-Bereich der Allstate Arena aus dem Internet erfahren haben. Und ob diese Nummer Punk, der im vergangenen Herbst wieder einmal für reichlich Aufruhr sorgte, nun das Ansehen verleiht, in friedlicher Mission ins Wrestling zurückkehren zu wollen, darf angezweifelt werden.

Für viele Fans wie Kollegen wird CM Punk vielmehr unberechenbar bleiben. Aber genau das ist ein Grund, warum er sein Publikum bis heute in den Bann zieht.