Vincent K. McMahon, der WWE-Vorstandsvorsitzende
Vincent K. McMahon, der WWE-Vorstandsvorsitzende

Kümmert sich der langjährige WWE-Macher 2023 höchstpersönlich um den Verkauf „seines“ Unternehmens?

Im Juli 2022 hat Vince McMahon WWE als Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender verlassen. Doch der über Jahrzehnte mächtigste Mann im US-Pro-Wrestling ist noch nicht fertig.

Wie das „Wall Street Journal“ am Donnerstag berichtet, plant McMahon die Rückkehr an die Macht. Als WWE-Hauptaktionär soll er einen Verkauf der Firma anstreben.

McMahon, der nach Enthüllungen in einem Sex- und Schweigegeldskandal im vergangenen Sommer seine Ämter in der von ihm gegründeten Firma niedergelegt hat, hält weiterhin die Mehrheit an den Stimmrechtsaktien. Laut des „WSJ“ will McMahon sich selbst sowie Michelle Wilson und George Barrios, die zwei früheren Co-Präsidenten, in den Vorstand wählen.

Um McMahon sowie Wilson und Barrios wieder in den Vorstand aufzunehmen, müssten drei derzeitige Mitglieder des Vorstands ihre Position räumen.

Barrios und Wilson waren im Januar 2020 von Vince McMahon gefeuert worden. Beide hatten bis dahin über 10 Jahren Top-Positionen in der Firma besetzt. Barrios war Chief Financial Officer, Wilson arbeitete als Chief Revenue und Marketing Officer für WWE.

(Kurz nach Erscheinen des Artikel im „Wall Street Journal“ bestätigte McMahon diese Absichten mit einer Presseerklärung. Der Original-Wortlaut der Mitteilung folgt weiter unten.)

WWE-Vorstand spricht sich gegen McMahons Rückkehr aus

Im Artikel des „WSJ“ heißt es weiter, McMahon habe den Vorstand im Dezember in einem Brief über seine Absichten informiert, in die Firma, die er vier Jahrzehnte leitete, zurückkehren zu wollen. Das Ziel: McMahon wolle einen Verkauf von WWE vorantreiben und den strategischen Prozess begleiten.

Der Hintergrund: Die Medienrechte für Raw und SmackDown, das Kerngeschäft von WWE, stehen 2024 in den USA zur Verlängerung aus – und die Gespräche über die nächste Rechtevergabe werden bald beginnen. Mit der Neuvergabe könnten aber nicht nur die Ausstrahlungsrechte verhandelt werden, sondern gleich der Verkauf der gesamten Unternehmens. Gerade der langjährige TV-Partner NBCUniversal (Comcast) dürfte – zumindest in der Theorie – großes Interesse und auch die finanziellen Möglichkeiten haben, WWE komplett zu schlucken.

In diesem bestmöglichen Zeitfenster, in dem ein WWE-Verkauf vorangetrieben werden kann, will McMahon in eine Position zurückkehren können, um direkt zu entscheiden. Der Vorstand des Unternehmens soll verhalten auf McMahons Brief reagiert haben. Man sei bereit, den Antrag zu überprüfen und mit dem 77-jährigen zu arbeiten. Allerdings habe der Vorstand einstimmig die Meinung geäußert, McMahons Rückkehr käme nicht im besten Interesse der Aktionäre.

Der Vorstand habe argumentiert, McMahon solle keine Rückkehr in den Vorstand anstreben, solange die Ermittlungen der Regierung um den Sex- und Schweigegeldskandal nicht abgeschlossen seien. McMahon poche darauf, sämtliche Kosten in dieser Angelegenheit, die nicht von der Versicherung gedeckt werden, zu übernehmen. Gleichzeitig habe er abgelehnt, auf eine Rückkehr zu verzichten.

Pikant: McMahon soll laut „WSJ“ dem Vorstand auch mitgeteilt haben, er werde keinen neuen Medienrechte-Deal oder einem Verkauf unterstützten oder genehmigen, solange er nicht von Anfang an am strategischen Prozess und den Verhandlungen beteiligt wäre.

Kurzum läuft der Machtkampf bei WWE auf einen Showdown hinaus.

McMahon hält in seinem am Donnerstag veröffentlichten Statement fest: „WWE verfügt über ein außergewöhnliches Management-Team, und ich beabsichtige nicht, dass meine Rückkehr irgendeine Auswirkung auf ihre Rollen, Aufgaben oder Verantwortlichkeiten haben wird.“

Sollte Vince mit seinem alten Management-Team (Wilson und Barrios) zurückkehren, dürften die Stühle des aktuellen Geschäftsführer-Duos, Stephanie McMahon und Nick Khan, dennoch wackeln. Falls McMahon denn wirklich so viel Vertrauen in das aktuelle Management hat, bleibt die Frage, warum er dem bestehen Team nicht die Verhandlungen über einen neuen Rechte-Deal oder sogar einen Verkauf überlässt.

Ein für WWE spannendes Jahr fängt gerade erst an…

Follow-Up-Artikel vom Freitag: Vince bereits zurück im Vorstand, weitere Details zum pikanten Schriftwechsel:

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Die McMahon-Pressemitteilung zur angestrebten Rückkehr:

GREENWICH, Conn., 5. Januar 2023 — Vince McMahon, der Gründer und Hauptaktionär von World Wrestling Entertainment Inc. („WWE“ oder das „Unternehmen“) (NYSE: WWE), gab heute bekannt, dass er die notwendigen Maßnahmen ergriffen hat, um das Unternehmen so zu positionieren, dass es die einmalige Gelegenheit nutzen kann, den langfristigen Wert für alle WWE-Aktionäre zu maximieren. Die Maßnahmen, die dem WWE-Verwaltungsrat heute schriftlich mitgeteilt wurden, umfassen die Wahl von Herrn McMahon sowie von Michelle Wilson und George Barrios – ehemalige WWE-Co-Präsidenten und Verwaltungsratsmitglieder und derzeit Mitbegründer und Co-CEOs von Isos Capital Management – in den Verwaltungsrat sowie die erforderliche Abwahl von drei Verwaltungsratsmitgliedern. Herr McMahon wird voraussichtlich die Rolle des Executive Chairman des Vorstands übernehmen.

Die neue Rolle von Herrn McMahon wird eine einheitliche Entscheidungsfindung bei den anstehenden Verhandlungen über die Medienrechte des Unternehmens und eine gleichzeitige vollständige Überprüfung der strategischen Alternativen des Unternehmens ermöglichen, was nach Ansicht von Herrn McMahon angesichts der derzeitigen Dynamik in der Medien- und Unterhaltungsindustrie die richtige Vorgehensweise und im besten Interesse von WWE und den WWE-Aktionären ist. Wie Herr McMahon dem Vorstand mitgeteilt hat, ist er der Ansicht, dass es ein enges Zeitfenster gibt, in dem ein erheblicher Wert für alle Aktionäre geschaffen werden kann, und dass die Überprüfung der strategischen Alternativen in Verbindung mit den Verhandlungen über die Medienrechte erfolgen muss, um dies zu erreichen. Er hat dem Aufsichtsrat gegenüber auch zum Ausdruck gebracht, dass er glaubt, dass diese beiden Initiativen die direkte Beteiligung, Führung und Unterstützung von Herrn McMahon als Großaktionär erfordern.

„WWE befindet sich an einem kritischen Punkt in ihrer Geschichte, da die anstehenden Verhandlungen über die Medienrechte mit der steigenden Nachfrage der gesamten Branche nach qualitativ hochwertigen Inhalten und Live-Events zusammenfallen und immer mehr Unternehmen versuchen, das geistige Eigentum auf ihren Plattformen zu besitzen“, sagte McMahon. „Die einzige Möglichkeit für WWE, diese Chance voll auszuschöpfen, besteht darin, dass ich als Executive Chairman zurückkehre und das Managementteam bei den Verhandlungen über unsere Medienrechte unterstütze und dies mit der Prüfung strategischer Alternativen verbinde. Meine Rückkehr wird es WWE sowie allen Transaktionspartnern ermöglichen, sich in diesen Prozessen zu engagieren, da sie wissen, dass sie die Unterstützung des Hauptaktionärs haben werden.“

Bevor er seine schriftliche Zustimmung gab, schickte McMahon Ende Dezember zwei separate Briefe an den Vorstand, in denen er die Dringlichkeit seiner Rückkehr in das Unternehmen als Executive Chairman und seinen Wunsch nach Zusammenarbeit mit dem Vorstand und dem Managementteam zum Ausdruck brachte. Nach Gesprächen mit Vertretern des Unternehmens sowohl vor als auch nach dem letzten Brief von Herrn McMahon am 31. Dezember entschied Herr McMahon in Übereinstimmung mit seinen Rechten als Großaktionär, dass die heute angekündigten Schritte notwendig sind, um den Wert für alle WWE-Aktionäre zu maximieren.

Herr McMahon sagte: „Frau Wilson und Herr Barrios sind hochqualifizierte Direktoren, deren berufliche Erfahrung sie gut positioniert, um dem Unternehmen zu helfen, die bestmöglichen Ergebnisse in beiden Initiativen zu erzielen. Als ehemalige WWE-Co-Präsidenten und Vorstandsmitglieder sind sie mit der Dynamik der Branche und den Abläufen des Unternehmens bestens vertraut und haben dazu beigetragen, das Unternehmen in der Vergangenheit durch erfolgreiche Verhandlungen über Medienrechte zu führen. Ich freue mich darauf, wieder eng mit Michelle und George zusammenzuarbeiten – ebenso wie mit den übrigen Vorstandsmitgliedern und dem Managementteam des Unternehmens, die meine volle Unterstützung und mein Vertrauen haben. WWE verfügt über ein außergewöhnliches Managementteam, und ich beabsichtige nicht, dass meine Rückkehr irgendeine Auswirkung auf ihre Rollen, Aufgaben oder Verantwortlichkeiten haben wird.“

In Verbindung mit den Änderungen im WWE-Vorstand umfasst die schriftliche Zustimmung von Herrn McMahon auch bestimmte Änderungen der Satzung des Unternehmens, um sicherzustellen, dass die Unternehmensführung von WWE weiterhin die Rechte der Aktionäre angemessen ermöglicht und unterstützt. Diese Änderungen werden in einem von Herrn McMahon einzureichenden Schedule 13D und einem vom Unternehmen in den nächsten Tagen einzureichenden Formular 8-K detailliert beschrieben.

Es können keine Zusicherungen bezüglich des Ergebnisses oder des Zeitplans des Überprüfungsprozesses gegeben werden. Herr McMahon beabsichtigt nicht, sich weiter zu äußern, bis das Verfahren abgeschlossen ist oder Herr McMahon anderweitig entschieden hat, dass eine weitere Offenlegung angemessen oder erforderlich ist.