Der frühere WWE-Chef Vince McMahon
Der frühere WWE-Chef Vince McMahon

Es geht um fast 15 Millionen US-Dollar: Ein WWE-Bericht an die Börsenaufsicht offenbart, warum Vince McMahon als Geschäftsführer nicht länger tragbar war.

Die ersten Enthüllungen im Sex- und Schweigegeld-Skandal bei WWE sind schon einen Monat alt. Nach den ersten Berichten ging Vince McMahon in die Offensive und zeigte sich im Fernsehen seinem Publikum.

Zum Wochenende kam sein Abgang jetzt aber sang- und klanglos. McMahons Tochter Stephanie verabschiedete sich bei „SmackDown“ in seinem Namen. Nach bescheidenen „Thank you, Vince“-Rufen in Boston war das Thema am Freitag rasch abgehakt.

FAST 15 MILLIONEN DOLLAR WURDEN NICHT KORREKT VERBUCHT

Nun ist klar, warum Vince jetzt doch so schnell gehen musste:

Am Montag hat WWE wegen außerplanmäßiger Ereignisse einen Bericht an die Börsenaufsicht gemacht. Darin geht es um 14,6 Millionen US-Dollar „bestimmter Zahlungen“, die laut WWE zwischen 2006 und 2022 nicht korrekt in den Bilanzen verbucht wurden.

Die Gelder seien aus McMahons persönlichen finanziellen Mitteln gezahlt worden, hätten aber – soweit das Eingeständnis – in den Geschäftsberichten auftauchen müssen. Demnach werde das Unternehmen korrigierte Geschäftsberichte für die Jahre 2019 bis 2021 veröffentlichen. Auch ist der Bericht für das zweite Quartal 2022 um einige Tage verschoben worden.

Nach den brisanten moralischen Verwerfungen, die um den nunmehr früheren WWE-Chef im Raum stehen, hat sich der 76-jährige auch im Amt des Geschäftsführers eines milliardenschweren Unternehmens disqualifiziert.

Naheliegend ist, dass die 14,6 Millionen US-Dollar im Zusammenhang mit den Schweigegeldzahlungen in diesem Zeitraum stehen – auch wenn WWE dazu keine näheren Angaben macht. Bisher war von rund 12 Millionen US-Dollar die Rede, die McMahon laut der Enthüllungen des „Wall Street Journal“ an vier frühere Mitarbeiterinnen zahlte. An dieser Stelle profitierte WWE als Unternehmen aus den gemachten Zahlungen an die Geschädigten, weshalb diese Ausgaben in den früheren Berichten hätten aufgeführt werden müssen.

BÖRSE SPEKULIERT ÜBER BALDIGEN VERKAUF

Ungeachtet dessen hat die Börse am Montag positiv auf den McMahon-Abgang reagiert. Vornehmlich deshalb, weil Analysten eine Kaufempfehlung für die WWE-Aktie ausgesprochen haben.

Vermutet wird jetzt, dass ein Verkauf des Unternehmens wahrscheinlicher denn geworden ist. Alan Gould (Loop Capital) brachte Comcast (NBCUniversal), Disney, Amazon, Netflix und Fox ins Gespräch. Brandon Ross (LightShed) nannte Endeavor, die 2016 bereits UFC übernommen haben.

Aus Sicht der aktuellen Partner dürfte der Mediengigant Comcast (NBCUniversal mit dem USA Network und dem Streaming-Dienst Peacock) das größte Interesse an einer dauerhaften Kontrolle über die WWE-Inhalte haben.  

Mit dem Rücktritt als Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender hat McMahon auch seinen Sitz im Vorstand aufgegeben.

Am Montag hat WWE mitgeteilt, dass neben den Co-Geschäftsführern Stephanie McMahon (gleichzeitig Vorstandsvorsitzende) und Nick Khan nunmehr Paul Levesque (Triple H) die Hauptaufsicht über das kreative Produkt von seinem Schwiegervater Vince erbt. Mehr dazu gibt es hier.