Die Pandemie hat eigentlich niemand wirklich gut getan. Außer vielleicht der Karriere von WWE-Superstar Drew McIntyre. Denn ausgerechnet während der zuschauerlosen Zeit erlebte der „Scottish Warrior“ einen Höhenflug. Zugegeben: McIntyre wurde bereits auf diesen Höhenflug vorbereitet, als COVID-19 noch nicht lebensbestimmend in der westlichen Welt war. Zur Jahreswende 2019/2020 hatte man sich den erfahrenen Drew für den Push ausgeguckt, auf den er so lange gewartet hatte.
Sein großer WrestleMania-Main-Event kam einige Wochen später – gänzlich ohne Zuschauer im menschenleeren Performance Center. Drew erwies sich einmal mehr als echter Kämpfer. Auf seinen Schultern wollte er das Sports-Entertainment durch eine ungewisse Zeit tragen. Und das gelang ihm auch vorzüglich. Sein knappes Jahr als Champion, mit einer kurzen Unterbrechung, absolvierte McIntyre souverän. Vor allem die Rivalität mit Randy Orton blieb in Erinnerung.
Ausgerechnet als die Fans dann zurückkehrten, vorsichtig bei WrestleMania im April 2021 und regulär dann im Juli, musste Drew seine Top-Position wieder einbüßen. Er trug sein Schwert weiter von Veranstaltung zu Veranstaltung. Ohne zu murren. Die besondere Dosis Selbstvertrauen, die ihm die Pandemie-Ära eingebracht hatte, war weiterhin zu spüren. McIntyre ließ sich selbst von ausgedehnten Fehden mit Jinder Mahal um den SummerSlam 2021 und mit Happy Corbin und Madcap Moss um WrestleMania 38 nicht entmutigen.
Aber was war aus dem Drew McIntyre geworden, der vor nicht allzu langer Zeit den Weltmeistertitel mit sich herumtrug? Nach WrestleMania 38 ist der direkte Kontakt mit Undisputed WWE Universal Champion Roman Reigns hergestellt worden. Mittlerweile liegt ein solches Match deutlich in der Luft. Kein Zufall ist, dass zeitgleich ein neuartiger Event am Horizont erscheint: „Clash at the Castle“ ist der erst Stadion-Event von WWE seit 30 Jahren.
Auf eine solche Veranstaltung haben nicht nur die Fans lange gewartet. Auch Drew hat sich bei WWE immer wieder für ein solches Großereignis für seine Freunde in Großbritannien und Europa stark gemacht.
Wir sprachen mit Drew kürzlich, wie es sich anfühlte, als ihn die Neuigkeit ereilte, dass es nach langer Planung den „Clash at the Castle“ wirklich geben wird: „Ich hätte gedacht, ich würde hochspringen und meine Faust in die Luft strecken. Ich glaube aber, ich saß einfach und habe tief ausgeatmet. Mit dem Gedanken: ‚Wow, jetzt wird es tatsächlich passieren!‘
Ich habe so viele Jahre davon gesprochen und davon geträumt – eigentlich schon seit ich ein Kind war. Und obgleich ich bereits mit einigen Leuten sprechen konnte, die daran gearbeitet haben, war mir auch klar: Nichts ist offiziell, bis es wirklich offiziell ist.
Als die Öffentlichkeit dann von der Show erfuhr, war mein nächster Gedanke: Jetzt muss ich zusehen, dass ich gesund bleibe. Dann diese Sache werde ich auf gar keinen Fall verpassen.“
Das Plakat für „Clash at the Castle“ könnte eindeutiger nicht sein. Es zeigt vor allem Roman Reigns uns Drew McIntyre. Ein europäischer Herausforderer für den gewaltigen Champion würde am 3. September in Cardiff, Wales, nur zu gut passen. Und auch wenn dieser Event-Termin noch ein klein wenig hin ist und bei WWE immer viel passieren kann, so sind Drews Absichten kein Geheimnis:
„Ich bin voll auf Roman und den Titel fokussiert. Wenn ich vorher bereits ein Titel-Match bekommen kann, werde ich nicht ablehnen. Aber das Traum-Szenario ist für mich natürlich ein solches Titel-Match in Großbritannien.“
Für Drew wird das Premium Live Event in Cardiff auch ein persönliches Ereignis, weil er selbst als Zuschauer mit dabei war, als WWE um die Jahrtausendwende bereits eigene Pay-Per-View-Shows für ein britisches Publikum über die Sky-Plattform produzierte. Darin sieht er aber auch gleich, was WWE heute besser machen muss:
„Ich war sogar bei mehreren Events. Ich war zum Beispiel bei ‚Rebellion‘ und ‚Insurrextion‘. Als Kind hat das natürlich echt Spaß gemacht, die Superstars live zu sehen. Gleichzeitig haben sich die Shows aber wie unsere Wochenend-Live-Events angefühlt, die als Pay-Per-View gezeigt wurden.
So sehr die regulären Live Events auch Spaß machen: Ich habe deshalb in den vergangenen Jahren immer sehr stark darauf beharrt, dass es Großbritannien bzw. ganz Europa verdient hat, eine Veranstaltung zu bekommen, die Konsequenzen zu dem mit sich bringt, was in den TV-Sendungen passiert. Etwas, das für sich selbst steht und das Gefühl vermittelt, eine große Sache zu sein.“
In Cardiff wird Drew kein Problem haben, sich hinterher im Fernsehen zu entdecken, wie noch diese Anekdote aus seinem Fan-Dasein verrät: „Ich war auch bei den ersten Raw- und SmackDown-Ausgaben, die in Großbritannien aufgezeichnet wurden. Das war cool. Zu der Zeit war der Undertaker gerade wieder zum „Deadman“ geworden. Das war toll, seinen Entrance zu sehen. Ich weiß noch, wie aufgeregt ich war, mich dann im Fernsehen im Publikum entdecken.
Das war toll, auch wenn ich nur die Rückseite meines T-Shirts sah. Damals trug ich das „Most Electrifying Man“-Shirt, wenn ich mich recht erinnere. Dann saß ich vorm Fernseher und habe ganz begeistert auch mich gezeigt. Toll, dass ich damals diese Erfahrungen im Publikum machen konnte. Aber jetzt, mit „Clash at the Castle“ geht für mich endgültig ein Traum in Erfüllung.“
McIntyre hat über Cardiff hinaus sogar schon weitergedacht. Wie so viele Fans, wird sich unser europäischer WWE-Vertreter erhoffen, dass das jährliche Premium Live Event zu einer Tradition wird. Sein Vorschlag für den Austragungsort nach Cardiff: das Ibrox-Stadion in seiner schottischen Heimat Glasgow. Doch vor seinem Schottland-Traum kommt erst einmal die Wales-Realität. Sollte Drew an diesem Abend tatsächlich Roman Reigns um den Titel herausfordern, wird das auch eine persönliche Wiedergutmachung für seinen WrestleMania-Main-Event sein, der ohne Zuschauer stattfand. Dieses Mal werden ihm nun 70.000 Fans zujubeln.