Triple H verkündet die wichtigsten WWE Draft-Entscheidungen 2023
Triple H verkündet die wichtigsten WWE Draft-Entscheidungen 2023

INSIDE Wrestling mit Christian Bruns – News, Einschätzungen, Analysen | Ein Blick auf den WWE Draft und die neue Kadertrennung

Am Montag tritt die jüngste WWE-Draft-Aufteilung in Kraft. Und die große Frage, die im Vorfeld erlaubt ist: Warum eigentlich? 

WWE hat derzeit in den USA einen fantastischen Lauf. WrestleMania war ein voller Erfolg, viele TV-Events und auch nicht ausgestrahlte Live-Events sind ausverkauft oder zumindest extrem gut besucht. 

Dafür gibt es nicht nur einen einzelnen Grund. Aber was für diese Erfolgswelle spricht, ist das Storytelling über das vergangene halbe Jahr – gerade auf die Haupt-Geschichte mit der Bloodline vs. Cody Rhodes, Sami Zayn und Kevin Owens bezogen. 

Der Brand-Split war zuletzt massiv aufgeweicht. Gerade die Top-Stars sind regelmäßig (und ohne weitere Erklärung) in beiden TV-Shows – Raw und SmackDown – eingesetzt worden. Der Rest der Crew blieb dagegen deutlicher an die Brands gebunden. 

Während Wrestler wie Karrion Kross, Johnny Gargano, Baron Corbin oder Dexter Lumis auch keinen großen Unterschied für die WWE-Zahlen machen dürften und im Prinzip austauschbar sind, hatte es ganz offensichtlich einen positiven Effekt, die wichtigsten Storys über Raw und SmackDown zu ziehen. Damit sind die treuesten Fans noch mehr dazu bewegt worden, beide Shows einzuschalten. 

Mit dem Vorhaben, beide Shows wieder getrennt voneinander laufen zu lassen, halbiert WWE die Starpower und beschneidet massiv die Möglichkeiten, wie Geschichten erzählt werden. 

Am Montag wird es mit dem Start der neuen Kader-Trennung knapp 120 aktive Talente bei Raw, SmackDown (und sogenannte Free-Agents) geben. 

Blickt man aber auf die Namen, wirkt die Besetzung an der Spitze extrem dünn. 

Die Hierarchie in den Raw- und SmackDown-Kadern

Im neuen „Wrestling Observer Newsletter“ hat Dave Meltzer den Kader gruppiert – in Main-Event-, Midcard- und Undercard-Talente. 

Meltzer kommt zu diesem Ergebnis: 


RAW

Main event men’s babyfaces: Cody Rhodes, Drew McIntyre, Seth Rollins

Main event men’s heels: Gunther

Men’s babyface tag teams: Angel Garza & Humberto Carrillo, Ricochet & Braun Strowman, Kevin Owens & Sami Zayn, New Day

Men’s heel tag team: Chad Gable & Otis, Viking Raiders, Fabian Aichner & Ludvig Kaiser, Maximum Male Models, Veer & Sanga

Strong midcard babyfaces: Matt Riddle, Shinsuke Nakamura

Strong midcard heels: Bronson Reed, Damian Priest, Dominik Mysterio, Finn Balor

Undercard men’s babyfaces: Akira Tozawa, Apollo Crews, Dexter Lumis, Johnny Gargano, Odyssey Jones

Undercard men’s heels: JD McDonagh, Jinder Mahal, The Miz, Riddick Moss

Main event women’s babyfaces: Becky Lynch

Main event women’s heels: Rhea Ripley, Trish Stratus

Women’s tag teams: Raquel Rodriguez & Liv Morgan, Sonya Deville & Chelsea Green, Kayden Carter & Katana Chance, Ronda Rousey & Shayna Baszler

Underneath women faces: Indi Hartwell, Candice LeRae, Dana Brooke. Tegan Nox

Underneath women heels: Emma, Natalya, Nikki Cross, Piper Niven, Zoey Stark, Xia Li

SMACKDOWN

Main event men’s babyfaces: Bobby Lashley, Edge

Main event men’s heels: Roman Reigns, Solo Sikoa, Austin Theory

Men’s babyface tag teams: Street Profits, Ridge Holland & Butch, Cruz Del Toro & Joaquin Wilde, Luke Gallows & Karl Anderson

Men’s heel tag teams: Usos, Hit Row, Pretty Deadly

Strong midcard babyfaces: A.J. Styles, Sheamus, Rey Mysterio, Santos Escobar

Strong midcard heels: Grayson Waller, Karrion Kross, LA Knight

Undercard men’s babyfaces: Cameron Grimes, Rick Boogs

Undercard men’s heels:

Main event women’s babyfaces: Asuka, Bianca Belair, Charlotte Flair

Main event women’s heels: Bayley

Women’s tag teams: Alba Fyre & Isla Dawn, Damage Ctrl

Underneath women faces: Michin, Shotzi, Zelina Vega

Underneath women’s heels: Lacey Evans, Tamina


Für einige wenige Platzierungen in dieser Liste könnte man diskutieren, doch das Gesamtbild ist sicherlich stimmig – und zeigt, dass Raw und SmackDown in der Aufteilung plötzlich viel weniger ansprechend wirken. Gerade mit dem Wissen, dass jede Woche drei bzw. zwei TV-Shows mit den Kadern gefüllt werden müssen. 

Rollins, Rhodes … und dann wer bei Raw?

An der Raw-Spitze bleiben Cody Rhodes und Seth Rollins, die als Anwärter auf die neue World-Heavyweight-Championship gelten. Drew McIntyre könnte die Konstellation auffrischen. Doch derzeit ranken sich einige Spekulationen um die Zukunft von McIntyre, die noch nicht in Stein gemeißelt scheint. 

Ein Gunther wird hier als „Main Event Heel“ aufgeführt, war tatsächlich bei SmackDown aber ein Midcard-Talent – und WWE muss erstmal den Beweis antreten, dass man mehr mit ihm machen will. Natürlich könnten auch Matt Riddle oder etwa Damian Priest einen Push erhalten – bzw. Kevin Owens und Sami Zayn in den oberen Rängen des Kaders als Einzel-Akteure eine Rolle spielen. 

Es braucht derzeit aber sehr viel Fantasie, dass WWE mit diesem selbst gesetzten Rahmen wieder so kreative Arbeit hinbekommt wie vor WrestleMania. 

Die SmackDown-Top-Namen arbeiten in Teilzeit

Noch fragwürdiger sieht es auf der SmackDown-Seite aus. Zwar gibt es mit Roman Reigns und Edge ganz oben zwei Top-Namen. Aber beide arbeiten maximal in Teilzeit. Damit bleiben Bobby Lashley oder Austin Theory, die wirklich jede Woche zur Verfügung stehen. Und während der „All-Mighty“ sicher ein neuer Herausforderer für Reigns sein kann, sieht kaum ein WWE-Zuschauer den US-Champion Theory derzeit als echten Player an. 

Kommende Challenger für Reigns könnten neben Lashley auch AJ Styles oder Sheamus sein – diese Einzel-Duelle hat es mit dem „Tribal Chief“ während seiner Dauer-Regentschaft zumindest noch nicht gegeben. 

Wahrscheinlich wird man auf eine Fortführung der Geschichte mit der Bloodline und den Usos setzen. Dass es hier zu einem endgültigen Bruch kommt liegt nahe: Reigns vs. Jey Uso könnte dadurch zum Beispiel aufleben. Ob ein solcher Familienkrieg ähnlich gut funktionieren wird wie Reigns’ jüngste Auseinandersetzungen mit Sami Zayn und Cody Rhodes ist anzuzweifeln – aber das ist zumindest die natürlich Story-Fortentwicklung um den „Tribal Chief“. 

Der Raw-Frauen-Kader hat mittelfristig mehr zu bieten

Die Frauen-Besetzung bei SmackDown offenbart eine ansprechende Konstellation, die es noch nicht mit einer langen Fehde gegeben hat: Bianca Belair vs. Charlotte Flair. Ansonsten sind Asuka und Bayley mit in der Verlosung an der Spitze. Daraus ergeben sich allerdings keine frischen Paarungen. 

Von den übrigen Frauen im Kader (Lacey Evans, Tamina, Zelina Vega, Shotzi, Mia Yim, Dakota Kai, Iyo Sky) klingt am ehesten Iyo Sky nach einem Namen, den man in höhere Gefilde des Kaders pushen kann. Allerdings könnten die Verantwortlichen der Ansicht sein, dass mit Asuka bereits eine Japanerin in der oberen Region der Mannschaft ausreicht.

Bei den Raw-Frauen wird sich Becky Lynch in nächster Zeit mit Trish Stratus auseinandersetzen. Das große Match, das der Kader hergibt, lautet allerdings: Rhea Ripley vs. Becky Lynch.

Und mittelfristig könnte WWE wieder auf Ronda Rousey als Einzel-Akteurin setzen (wobei ihr Stern über das vergangene Jahr deutlich gesunken ist). Mit Raquel Rodriguez (derzeit im Tag-Team mit Liv Morgan unterwegs) hat der Kader ein weiteres Top-Talent für größere Aufgaben in der Zukunft.

Keine Frage: Unter den 21 Frauen im Raw-Kader gibt es mehrere Namen, die kaum jemand vermissen würde, sollten sie morgen bei der Firma ausscheiden. Allerdings gibt es an der Spitze hier so viele gute Talente, dass sich damit durchaus ein ordentliches WWE-Jahr bestreiten lässt. 

Wird WWE so wirklich attraktiver für die Zuschauer?

Der Raw-Kader wird über die kommenden Wochen mit der Einführung eines neuen World-Titels frisch wirken. Auch wenn der Gürtel im Prinzip eine leere Hülle ohne Historie ist, so wird dieses Gimmick die Show über die kommenden Wochen wahrscheinlich interessant machen und in der großen Titelvergabe bei „Night of Champions“ in Saudi-Arabien münden. 

Unterm Strich bleibt aber eben die Frage, warum WWE sich das Leben mit dem Draft selbst erschwert. Dass es eine Pseudo-Aufteilung gibt – auch im Hinblick auf die tourenden Kader für die Live-Events – ist verständlich. 

Doch was hat man genau davon, den Zuschauern zu suggerieren, dass sie in Zukunft Matt Riddle oder Cody Rhodes nicht mehr bei SmackDown bekommen – oder der „Tribal Chief“ einen seiner seltenen Auftritte am Montag macht? 

Ist dieser Split wirklich zum Wohl der Zuschauer, wie es Paul Levesque kürzlich bei Raw suggeriert hat? 

Nach WrestleMania hat WWE durchaus eine Auffrischung gebraucht, denn die Usos vs. Kevin Owens und Sami Zayn (in unterschiedlichsten Konstellationen) haben die meisten Zuschauer nun häufig genug gesehen. Aber das Ende der Fehde muss nicht durch die Aufsplittung erfolgen.

Warten wir also ab, wie lange diese strikte Trennung in zwei Gruppen aufrecht erhalten wird. Es gehört bei WWE schließlich zum guten Ton, dass eine solche Aufteilung eher früher als später verwässert wird. Nur damit eines Tages wieder alles von vorne losgehen kann…